Aus Dirks Tagebuch, 2. Juniwoche
Obwohl die Zwei so viele liebe, nette und großzügige Menschen auf ihrem Weg getroffen haben, gibt es da doch jemanden, der das schöne Erlebnis kaputt machen will. Jane hat einen Brief bekommen, der aufgerissen wurde. Scheint ganz so, dass jemand von der kanadischen Post sich die Mini-SD-Karte, die darin war, unter den Nagel gerissen hat. Deshalb habe ich diesmal keine Bilder, die ich für Euch hochladen kann. (Aber es gibt immerhin ein paar wenige, die per E-Mail von den guten Menschen geschickt wurden, sie sind bereits gepostet). So ein kleiner Diebstahl, doch auch sehr persönlich. Der Dieb hat wahrscheinlich bereits gleichgültig die Bilder gelöscht, ignorant gegenüber der Tatsache, dass die Bilder für irgendjemanden eine Bedeutung haben könnten.
Aber immerhin hat mir Dirk seine nach Pferd duftenden Tagebuch-Eintragungen geschickt:
Nach einem langen Ritt, ritten wir an Wawa vorbei. wir kümmerten uns um die Pferde und zündeten ein kleines Feuer an. Das ist ein bisschen riskant, weil es eigentlich hier verboten ist. Wir haben auch unsere Plane aufgespannt, weil es etwas geregnet hat. Die Stechviecher sind immer noch hungrig. Früh am Morgen ritten wir weiter, in den Pukaskwa National Park
http://www.pc.gc.ca/eng/pn-np/on/pukaskwa/index.aspx
Wir dachten, wir würden 3 Tage brauchen, um den Park zu durchqueren. Es würden hungrige Tage werden, denn außer ein paar Bohnen hatten wir nichts zu essen. Deshalb fingen wir ein paar Fische. Etwas anderes gab es nicht, denn die Natur in Nord Ontario ist mindestens 3 Wochen zurück, es wächst noch gar nichts. Wir sind alle vier sehr erschöpft, deshalb muss ich mich zwingen, etwas zu schreiben. Wenn ich das ein paar Tage nicht mache, fällt es schwer, mich an die Details zu erinnern. Wir reiten weiter nach Marathon, dann nach Terrace Bay, Nipigon, Loon und Thunder Bay.
Ich kann Euch sagen, die Nächte sind immer noch verdammt kalt. Zwei Tage hintereinander essen wir nur Brennnesseln. Wenn man die kocht, brennen sie nicht mehr.
Nun sind wir in der Nähe von Kenora. Zum Glück sind wir schon fast durch Ontario. Am nächsten Tag reiten wir nach Granite Lake, unser letzter Stopp in Ontario. Paul und ich können echt sagen, dass Ontario eine schöne Provinz ist, aber wir empfehlen nicht, so hindurch zu reiten, wie wir das getan haben. Es ist unbeschreiblich schwierig für Reiter und Pferde. Wir freuen uns auf Manitoba. Die kalten Nächte machen uns fast gar nichts mehr aus, wir sind einfach nur froh, eine Provinz auf unserem Weg hinter uns gebracht zu haben. Wir haben uns ein paar Bachsaiblinge gefangen und hatten ein Festmahl mit Bohnen, natürlich.
Am nächsten Tag sind wir früh aufgestanden, um viele Meilen zu schaffen. Wir stehen vor einem langen Ritt durch Waldgebiet und wir wurden bereits vor den Deerflies gewarnt worden (Die gibt es zum Glück hier nicht, Anmerkung von Elli). Wir freuten uns also sehr, wieder Farmland zu sehen. Wir kamen an Prawda und Dawson Trail vorbei. Es fing an zu regnen, aber wir ritten einfach weiter bis zum späten Abend, die Pferdebremsen und Deerflies unsere ständigen Begleiter.
Wir waren alle nass und müde und in dieser Nacht schliefen wir hungrig unter unserer Plane ein. Die Pferde grasten allerdings wie die Wahnsinnigen. Wir ritten früh morgens weiter, an La Broquerie und Steinbach vorbei. In dieser Woche hatten wir so viel Regen, besonders nachts, mit Blitz und Donner. Eine nasse Katastrophe!
Kurz vor St. Claude waren wir auf einer unbefestigten Straße, als uns ein Mann anhielt, um mit uns zu reden. Er war sehr erstaunt über unser Projekt. Er sah ein wenig wie ein Biker aus, aber war tatsächlich der Bürgermeister von St. Claude (Er hat eine E-Mail geschickt, die ist unter den Kommentaren zu finden). Er erzählte uns von dem Rodeo in der Stadt, klar, dass wir uns das ansehen mussten. Viele Pferde und Cowboys! Unsere Pferde sind ein bisschen ausgerastet bei dem ganzen Trubel.
Wir brauchten auch gerade einen Hufschmied und dies war der perfekte Platz, einen zu finden. Wir wurden zu Abe Friesen geschickt, einem Mennoniten, der Pferde beschlägt. Wir durften unser Lager auf seiner Farm aufschlagen und die Pferde auf die Weide stellen. Weil es Wochenende war, konnten wir allerdings nicht die passenden Eisen für beide bekommen, aber Roo wurde beschlagen und Chevys hielten noch eine Woche . Unterwegs finden wir sicher einen anderen Hufschmied. Vielen, vielen dank an Abe Friesen und seine Frau, für ihre Gastfreundlichkeit und Unterstützung.
Wir reiten weiter durch Holland, Wawanesa, and Souris vorbei und gerade nach Westen nach Saskatchewan. Es wird wohl kaum möglich sein, sich zu 100% aus der Natur zu ernähren, wenn wir durch die Prärien reiten. Wir werden wohl auf die freundlichen Bewohner angewiesen sein, auf ihre Hilfe bei der Nahrungsbeschaffung. Bis jetzt waren die Menschen, denen wir begegneten ja unglaublich! Allein, dass sie unsere Pferde auf ihrem Gelände grasen ließen war eine riesige Hilfe. Die Leute halten uns einfach am Straßenrand an und fragen uns, ob wir etwas brauchen. Einmal hielt uns eine Frau an, um uns anzubieten, schnell nach Hause zu fahren und uns ein paar Sandwiches zu machen. Sie war wirklich drauf und dran loszufahren, doch wir sagten ihr, dass wir leider keine Zeit hätten und weiterziehen müssen. Uns wurden auch frische Eier angeboten, die wir dankbar annahmen und hart kochten. Hier gibt es einfach nicht so viele Grünpflanzen, die wir ernten und zubereiten könnten. Das wird wohl bis Alberta so bleiben.
Bis jetzt haben wir in keinem Bett geschlafen und waren in keinem Lebensmittelgeschäft. Wir werden uns aber wohl bald ein paar Bohnen besorgen müssen, da unser Vorrat fast aufgebraucht ist. Bis jetzt haben wir 5 Kilo davon verbraucht. Ich kann es kaum erwarten, endlich mit dem Trip durch zu sein und wieder was richtig Leckeres zu essen. Davon träume ich nachts.
Hier geht es demnächst weiter mit dem Ritt durch Saskatchewan.
Bis dann!
Jane hat noch einen Link beigefügt: Als die Post ankam, war Dirk in der Nähe von Weyburn, Saskatchewan …click here for map link
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