Auf dem Weg nach Thunder Bay

Sonntag, 30.05.2010

Ich habe am Freitag mit Dirk gesprochen, allen geht es gut. Sie sind unterwegs nach Thunder Bay. Dirk ist aufgefallen, dass die Natur im Norden etwa 3 Wochen hinter Zentral-Ontario zurückliegt. Das bedeutet, dass dort jetzt erst die Fiddleheads aus dem Boden sprießen (die hatten sie schon zu Beginn der Reise auf dem Speiseplan – und die kann man auch nur essen, solange die Triebe noch ganz jung sind). Trotzdem werden sie schon von allen Stechviechern, die man sich vorstellen kann, geplagt. Da sind zum Beispiel die „Deerflies“ und die „Horseflies“, Fliegen, die total nervig sind, wenn sie einem um´s Gesicht fliegen und dann zubeißen (googelt die Begriffe, dann könnt Ihr sehen, wie die Viecher aussehen – und die Bisse ebenfalls). Sie haben sich und die Pferde zwar eingesprüht, um die Plagegeister abzuhalten, doch das wirkt nicht so richtig und die Jungs schlafen mit ihren Decken über den Gesichtern, um sich vor den Bissen zu schützen. Auf windigen Strecken sind die Fliegen zum Glück weniger schlimm. Sie hatten vorher schon von den Fliegen gehört, ihnen wurde erzählt, dass sie so massenhaft und aggressiv auftreten können, dass sie die Elche aus dem Wald treiben! Wie wohl die Pferde reagieren, wenn sie tatsächlich einmal auf einen Elch treffen? Dirk hat nämlich noch erzählt, dass die Pferde immer noch ein wenig ausflippen, wenn sie Kühe sehen, die ein bisschen anders aussehen als die Schwarzbunten, an die sie gewöhnt sind.

Ich habe Dirk gefragt wie sie schlafen, denn sie haben keine Matratzen oder Isomatten dabei. Er sagte, sie legen ihre Pferdedecken und ihre Duster, das sind die langen Mäntel, unter sich und legen eine weitere Decke über sich, mit der sie auch das Gesicht gegen die Mücken und Fliegen schützen. Ihre Sättel sind ihre Kopfkissen. Sie schlafen nicht besonders tief und wechseln sich ab, Feuer nachzulegen, wenn es ausgeht. Sofern sie überhaupt Feuer machen dürfen, das ist nämlich an vielen Stellen aufgrund der Waldbrandgefahr nicht erlaubt. Wenn sie im Busch übernachten, stellen sie einen tragbaren Zaun um die Pferde, der aus einem langen Seil besteht. Die Pferde sind darauf trainiert, nicht darüber zu springen. Manchmal können sie ihre Pferde auch bei einem freundlichen Farmer weiden und dann können sie auch besser schlafen! Sie freuen sich schon sehr auf ein richtiges Bett am Ende der Reise.

Die weitere Route steht jetzt so ungefähr fest. Es kommt immer darauf an, ob die in den Karten verzeichneten Straßen überhaupt noch existieren. So sind sie auch darauf angewiesen, die Strecken entlangzureiten, die ihnen einheimische Farmer raten. Sie werden sich in Manitoba am Highway 2 orientieren, der dann in Saskatchewan zum Highway 13 wird und dann nach British Columbia führt.

Weil es dort im Norden noch zu kalt ist, um in Seen oder Flüssen zu schwimmen, waschen die beiden sich mit Wasser aus ihren Trinkflaschen und putzen sich auch die Zähne damit. Nach den Details ihrer Hygiene-Lage habe ich lieber nicht gefragt. Manche Sachen sollten lieber im Dunkeln bleiben …

Einmal mussten sie bereits die Pferde neu beschlagen lassen. Ein freundlicher Farmer benachrichtigte seinen Hufschmied, der vorbeikam, um die Pferde mit neuen Hufeisen zu beschlagen, die Dirk und Paul dabei hatten. Wahrscheinlich werden sie alle 3 Wochen neue Eisen brauchen. Die Alten waren so abgenutzt, dass man sie mit den Händen hätte entzwei brechen können!

Die Menschen, die sie unterwegs getroffen haben, waren alle super freundlich und auch großzügig. In der Gegend um Sault Ste. Marie in Ontario wurden sie ständig gefragt: „Hey, seid Ihr nicht die Typen aus „Mantracker“? Das ist eine kanadische TV-Serie, in der es darum geht, dass ein Überlebensprofi gegen „Normalos“ antritt, es geht darum, wer in der Wildnis besser überlebt. Einer der Assistenten des Hauptdarstellers, Phil, lebt in der Gegend (http://www.mantracker.ca/) Natürlich ritten die beiden bei Phil vorbei und haben sich gut mit ihm unterhalten. Dessen Frau kümmerte sich währenddessen um die Pferde. Auf der ganzen Tour haben sie bisher so viele großzügige Menschen getroffen, die den Pferden Äpfel, Heu, Wasser und Kraftfutter gebracht haben. Diese Kanadier muss man einfach mögen, ne?!

Logischerweise haben Paul und Dirk etwas abgenommen, denn ihre Nahrung besteht meist aus Bohnen und Fisch und einigen essbaren Wurzeln.

Das ist alles für heute. Bald gibt es Neues. Bleibt dran! Jane Hubbard

One Response to “Auf dem Weg nach Thunder Bay”

  1. Marilyn and Al says:

    Wow! and good for them. I never dreamt they would make it as far as they have.I must admit we had our concerns! Best regards to them when you speak to them next and we will continue to check your website for updates. Marilyn and Al

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